- 24. August 1945

Im November 1944 zur Zwangsarbeit mit Schippe und Pickel nach Hünfeld verfrachtet und im Glauben in eine Art "KZ" zu kommen, wurden die 5 Monate mir zu einer Quelle der Erhebung und zu einer Zeit, an die ich nur noch mit Freude und Dankbarkeit zurückdenke. Dazu hat die reine christliche Luft, die liebevolle und stets hilfsbereite, von der uns geheißenen und nur zu oft vernachlässigten Nächstenliebe getragene Gastfreundschaft dieses Pfarrhauses einen starken Anteil. Auch meine liebe Frau, die mir nachreiste, durfte sie genießen. Mit Freund Siegfried Stein, der mich hier einführte, hoffen wir, der Familie Siebert weiterhin in Dankbarkeit und Treue verbunden zu bleiben.

Ernst Th. Loeb, Landrat i.R.

Haus Caldenhof über Hamm in Westf.

Der Landrat a.D. Loeb war wie der gen. Pfarrer Stein "Halbjude" und musste in Hünfeld bei dem gleichen O.T. Einsatz wie Stein Zwangsarbeit, die offensichtlich ziemlich human ablief, verrichten. 

 

- 27./28. August 1945

Aus der Kriegsgefangenschaft zurück auf der Suche nach meiner Familie durfte ich hier einkehren, fand den Tisch gedeckt und die Herzen offen.

Gott vergelt es dem gastfreundlichen Hause

Rudolf Schade, Pastor

Wildfremder Pfarrer, der einige Tage später von einer Tagung zurückkehrend erneut auftauchte und ein paar Wochen meinem Vater helfend zur Seite stand. 

Am 7. Oktober 1945 skizzierte er die Kirchen, in denen er gepredigt hatte, kunstvoll ins Gästebuch und schrieb abschließend: 

Ausschnitt aus Schades Zeichnungen
Ausschnitt aus Schades Zeichnungen

Diesen Gemeinden allen durfte ich dienen während meiner Wartezeit im Kreise Hünfeld. Mein Bischofssitz war Rasdorf, war dort Hirte und Bischof über eine Gemeinde von sechs Seelen nebst etlichen Kindern. Später vertauschte ich Rasdorf mit Langenschwarz, wo die prächtige Kathedralkirche des Kirchspiels steht.

Mein geistlicher Oberhirte war Bruder Siebert, in dessen Auftrag ich landauf, landab die Gemeinden besuchte.

Gepredigt habe ich in Burghaun - Hünfeld - Rothenkirchen - Langenschwarz -Großenmoor - Schlotzau.

Rudolf Schade

 

29.8. - 4.9.1945

Acht schöne Ferientage konnte ich wieder einmal hier sein. Mit herzlichem Dank reist wieder nach Frankfurt/M

Ihre Elisabeth Stöckel

Häufig -auch in der Bombenkriegszeit- unser Gast  

 

5.9.1945

Seit der Flucht aus Bromberg fand ich hier Gelegenheit, mich für eine Nacht heimisch und wohlversorgt zu fühlen.

Leopold Radzun

Wildfremder Durchreisender

 

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