August 1947 bis September 1948

- Burghaun, 12. - 22.8.1947

In schwerer kriegsbewegter Zeit lernten wir Ihr liebes gastfreies Haus kennen. Nachdem unser Vater wieder gesund zu uns zurückkehren durfte, fanden wir in Ihrem Hause Platz in den Ferientagen, in denen er uns die Stätten zeigen wollte, wo er damals schwere Arbeit leisten musste, aber daneben wunderbarer Weise auch seinen Dienst tun durfte. Gott vergelte Ihnen Ihre Liebe und Fürsorge.

Der letzte gemütliche Abend mit Spiel und fröhlichem Gesang der Großen und der Kleinen im Burghauner Pfarrhaus wird uns unvergessen sein.

Mit herzlichem Dank scheiden die vier Gevelsberger Steine und wünschen von Herzen reichen Gottessegen.

Martha und Evamarie Stein

Pfarrer Stein hatte als sog. "Halbjude" 1944/45 in Hünfeld schwere Zwangsarbeit verrichten müssen. Mein Vater hat ihn aber erstaunlicherweise auch zum Abhalten von Gottesdiensten eingesetzt. Das war einerseits wohl riskant, weist andererseits aber auch auf eine gewisse Bewegungsfreiheit  der Zwangsarbeiter hin ! 

 > Zwangsarbeitslager in Hünfeld

 

- Burghaun, 25.9.1947

Nun bin ich seit 8 Jahren zum ersten Male wieder hier. Wie Vieles hat sich doch seit dieser Zeit ereignet! Sechs mir stets unvergesslich bleibende Wochen durfte ich jetzt, vom 15 August an hier im lieben Pfarrhause verleben, und sage ich für die mir in so überreichem Maße entgegengebrachte Gastfreundschaft meinen aller- allerherzlichsten Dank ! - Auf Wiedersehen! -

In steter Dankbarkeit

Marie Döhlemann, genannt "das Döhlchen", aus Frankfurt a/M-West , jetzt Friedberg

Die "Döhle" war eine langjährige Bekannte meiner Großmutter aus Frankfurt.

 

- Burghaun, den 9.10.47

Zwei unvergesslich schöne Wochen, begünstigt vom herrlichen Herbstwetter, durfte ich wieder im lieben gastfreien Pfarrhaus verleben. Wie wohl tat mir das Leben im frohen Familienkreise und die liebevolle Fürsorge, die ich hier wieder erfahren durfte, darum fällt mir der Abschied recht schwer. Nur ein Trost bleibt mir, - dass ich ohne "Kartoffelsorgen" dem Winter in Frankfurt entgegensehen kann.

Herzlichst danke ich der lieben Familie Siebert für alles!

Ihre Ida Daegelow

Seit ihrem ersten Erscheinen zu Karfreitag des Jahres 1945, am Ende ihrer Kräfte, war sie mit unserer Familie freundschaftlich verbunden

 

- Burghaun, 12.11.1947

Unser Harro kam am 8. November, predigte am 9. November, feierte am 10. November (Geburtstage in der Fam. Siebert), machte die üblichen Besuche am 11. November, reiste schwerbeladen am 12. November.

Unser Schwager Kurt machte eine Reise nach Burghaun, um "Ofenrohre" - wirkliche Ofenrohre - hier einzukaufen. Die Bahnfahrt mag wohl das dreifache kosten gegenüber den Ofenrohren. Aber was tut's? Wenn man sie nur bekommt.

Und wirklich, es ist kein Scherz, ohne Bezugsschein.

Bei uns in Burghaun gab's Ofenrohre!

Ich glaube, Bruder Hans-Theo hat auch gleich welche bestellt, denn die braucht heute jeder!

Aber schön war es, dass Schwager Kurt die nun schon 5 mal genannten Blechwaren gerade am 10. November 1947 holte. Er hat uns damit eine große Freude gemacht.

Der Hausvater

 

- Vom 7.7.48 -3.8.48

Aus Ndzw* kam ich kleine Deern

um mich zu erholen hier,

das Pfarrhaus wurde mein Quartier.

Obgleich es mir gefiel sehr gut,

sank mir am Anfang doch der Mut.

Weil Regen strömte Tag um Tag

dazu noch Heimweh mich geplagt,

doch als dann kam der Sonnenschein

und ich im Freien durfte sein,

von allem Kummer allem Schmerz

befreit gleich war mein kleines Herz.

Mein Wiegenfest gefeiert wurde auch

wie ich's gewohnt nach altem Brauch

mit Schokolad' und Kuchen fein

mit vielen Gästen Groß und Klein.

Doch heute geht die schöne Zeit zu Ende.

Zum Abschied reich' ich Euch die Hände

und sag von Herzen, habet Dank

für alle Liebe, Speis' und Trank.

Wenn ich auch nicht geworden dick

bleibt dennoch eure

Lilo Bick.

* Niederzweren /Kassel

 

Lilo Bick war ein fremdes Mädchen, das uns zwecks Erholung zugewiesen worden war.

 

- Burghaun, den 23.8.1948

Von weit gezogen kamen wir und fanden große Sanftmut hier.

Hoch droben von der Waterkant und weit durch Niedersachsen

so kamen wir ins Hessenland, wo gute Menschen wachsen.

Dieses zum Gedenken der lieben Pfarrersleute, welche uns gestern bei Wind und Regen aus unserer Notlage halfen und uns herzlich willkommen hießen. Gern werden wir an diese Stunden zurückdenken.

In tiefer Dankbarkeit -

zwei ehemalige Soldaten aus Berlin

 

Nach 16 weiteren Eintragungen schließt das Gästebuch am 31. Januar 1950

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